Als Fachgesellschaft setzen wir uns für eine traumasensible, queer‑affirmative und medizinisch‑evidenzbasierte Versorgung ein. Auf dieser Seite stellen wir die Kernthemen unserer Arbeit vor – verständlich, nah an der Forschung und konsequent an den Bedürfnissen queerer Menschen orientiert.
Kernidee: Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren in Gehirn, Körper und Nervensystem. Häufig bleibt das innere Alarmsystem aktiv: Der Körper reagiert, als wäre Gefahr noch da. Gleichzeitig fällt es schwerer, Gefühle zu benennen oder klar zu denken. Erinnerungen zeigen sich dann oft körpernah – als Enge, Herzrasen, Starre oder Bilderfetzen.
Was bedeutet das für Hilfe und Behandlung?
Wir kombinieren Bottom‑up‑Regulation (Atmung, Erdung, Bewegung, Interozeption) mit Top‑down‑Verstehen (Psychoedukation, Sinngebung).
Wir achten auf Dosis und Sicherheit: Schrittweise Annäherung statt Überforderung; Stabilisierung vor Verarbeitung.
Wir arbeiten affirmierend: Diskriminierungserfahrungen werden ernst genommen; Geschlechtliche Existenz/Identitäten werden respektiert.
Wir orientieren uns an Verfahren mit Evidenz, z. B. traumafokussierter KVT, EMDR, Neurofeedback sowie ausgewählten körper‑ und achtsamkeitsbasierten Interventionen in einem strukturierten Rahmen.
Unser Ziel: Das Nervensystem aus Alarm oder Erstarrung in mehr Regulation, Wahlfreiheit und Verbundenheit führen – und damit Symptome, Funktionsbeeinträchtigungen und Leid spürbar reduzieren.
Queere Menschen (z.B. Personen, die sich dem u.a. dem LGBTIQA*-Bereich zuordnen) erleben überdurchschnittlich häufig Ablehnung, Ausgrenzung und Gewalt. Dauerhafter Minderheitenstress – etwa durch Mikroaggressionen, Outing‑Druck oder medizinische Gatekeeping‑Erfahrungen – erhöht das Risiko für seelische Verletzungen und kann Heilung erschweren.
Unser Ansatz: Belastungen kontextualisieren (es liegt nicht „an der Person“), Schutzfaktoren stärken und Versorgungswege barrierearm gestalten.
Wiederholte oder früh beginnende Traumata betreffen oft Bindung, Scham und Selbstwert. Betroffene schwanken zwischen Übererregung und emotionaler Taubheit oder erleben Dissoziation.
Unser Ansatz: Struktur, Verlässlichkeit und Beziehungs‑Sicherheit. Wir fördern Selbstwahrnehmung und Selbstmitgefühl und integrieren vorsichtige Traumaverarbeitung erst auf Basis solider Stabilisierung.
Traumasensibilität heißt: Sicherheit, Wahlmöglichkeiten, Transparenz, Zusammenarbeit und Empowerment. Queer‑affirmativ heißt: Sprache, Formulare, Räume und Haltungen spiegeln die Lebensrealitäten von trans, nichtbinären, inter* und weiteren queeren Personen.
In der Praxis: Klare Aufklärung, respektvolle Anrede/Pronomen, gemeinsam getroffene Entscheidungen, Zero‑Tolerance für Diskriminierung.
Wir setzen unter anderem folgende Verfahren ein
Heilung braucht mehr als Therapie: sichere Beziehungen, Community, Sinn, Rechte und Teilhabe. Wir fördern Peer‑Support, niedrigschwellige Selbsthilfetools und sichere Räume – offline wie online. Das stärkt Resilienz und mindert Rückfallrisiken.
Gute Versorgung muss auffindbar, bezahlbar und respektvoll sein. Wir arbeiten an Leitlinien‑Transfer, Fortbildungen und Qualitätsstandards für Praxen und Institutionen – von der Terminvergabe bis zur Nachsorge. Dazu gehören Monitoring, Feedback‑Schleifen und kontinuierliche Wissensaufbereitung.